Das Jurahaus ist tot - Es lebe das Jurahaus 

Für mich ist klar: Das "neue" Jurahaus "kommt immer mehr"! Während vor mehr als zehn Jahren der Bau eines neuen Hauses im landschaftstypischen Stil sehr selten war, ist derzeit fast ein Boom zu verzeichnen. 

Dies hat folgende Gründe: Zum einen hat die Zeit für das kompakte Jurahaus gearbeitet, da die verschachtelten Neubauten der vergangenen Jahre bereits heute Sanierungsfälle hinsichtlich Feuchteschäden und Wärmebrücken darstellen, und zum anderen hat die kostengünstige Bauweise der flachgeneigten Dächer und der Ziegel-Massivwände ohne "Schnörkel" und "Zierat" vielen jungen Bauwilligen erst eine Realisierung ihres Traumhauses ermöglicht. 

Eine für das neue Jurahaus günstige Trendwende ist vor ungefähr acht Jahren auch in der Größe und Anordnung der Fenster eingetreten, indem das Einscheibenglas durch Sprossen gegliedert wurde und die maßlosen Südflächenfenster durch mehrere einheitliche Fenster in vielen Neubauten ersetzt wurden. Damit sind zusammen mit einem Umdenkungsprozess sowohl bei den Genehmigungsbehörden als auch bei den Bauwilligen wichtige Voraussetzungen für das sinnvolle Bauen im Jura geschaffen worden. Als idealen Ablauf darf man dann eine Planung bezeichnen, wenn ein Hausbau zusammen mit einem Architekten abläuft und dieser dem Jurahausstil in all seiner Vielfältigkeit vertraut ist. So können meiner Meinung nach heute "neue" Jurahäuser in zeitloser Schönheit entstehen, ohne daß den Anforderungen an zeitgemäßer Wohnkultur Zugeständnisse gemacht werden müssten. Bei genauer Betrachtung einer Form von neuen Jurahäusern,der neuen "Kniestockhäuser", fällt auf, daß die Häuser meist in der südlichen Traufseite einen zurückhaltender Zwerchgiebel zur Belichtung der Wohnräume im Obergeschoss besitzen. Auch die strenge Ordnung der Kniestockfenster über den Erdgeschoßfenstern und die symmetrische Fassadengestaltung ergeben mit den bereits erwähnten Merkmalen den vertrauten Haustyp unserer Juralandschaft in zeitgemäßer Neuauflage. 

Dazu zählt auch die Berücksichtigung der Garagengestaltung, für die eine strikte Unterordnung zum Haupthaus fast immer realisierbar ist und durch eine eigene Dachausrichtung den früheren Stall- und Scheunenanbauten vergleichbar ist. 

Derart gestaltete Hauseinheiten fallen immer häufiger in Siedlungsgebieten positiv auf und geben so Anstoß für weitere Neubauten im Sinne von "das Jurahaus ist tot - es lebe das Jurahaus". 


Günther Böhm (aus: Das Jura Haus Nr. 5 1999/2000)

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